Album info
Album-Release:
2016
HRA-Release:
30.03.2016
Label: ECM
Genre: Jazz
Subgenre: Contemporary Jazz
Artist: Markus Stockhausen & Florian Weber
Composer: Markus Stockhausen, Florian Weber
Album including Album cover Booklet (PDF)
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- 1 What Can I Do for You? 04:52
- 2 Mondtraum 05:10
- 3 Surfboard 02:31
- 4 Ishta 04:43
- 5 Emergenzen 05:45
- 6 Barycenter 01:00
- 7 Emilio 05:40
- 8 Possibility I 01:50
- 9 Befreiung 04:54
- 10 Resonances 02:08
- 11 Die Weise Zauberin 05:07
- 12 Synergy Melody 05:07
- 13 Better World 05:15
- 14 Zephir 06:25
- 15 Today 01:17
Info for Alba
Alba ist das erste Album des seit sechs Jahren bestehenden Duos von Trompeter Markus Stockhausen und Pianist Florian Weber. Obwohl sich beide dem Idiom des Jazz aus unterschiedlichen Richtungen genähert haben, eint die Musiker ein tiefes Interesse am Prozess des kreativen Ausdrucks, der intensiven Suche, innen wie außen, nach Echos, Nachklängen, Einsichten.
Der Spannungsbogen ihrer Musik ist breit und reicht von der beschwingt-melodischen Gangart in „Befreiung“ über den gebrochenen Optimismus von „Better World“ bis zur kühlen Nüchternheit von „Die weise Zauberin“ und der fesselnd-introspektiven Stimmung von „Emilio“ (geschrieben für Florians Sohn). Bisweilen scheinen die Grenzen zwischen Komposition und Improvisation zu verschwimmen, fast unmerklich sich verändernde atmosphärische Kontraste prägen die von großer Klarheit getragene Musik.
Ihren musikalischen Rapport entwickelten Stockhausen und Weber in Markus’ sechsköpfigem Weltmusik-Ensemble Eternal Voyage. Es folgten Auftritte als Duo in ihrer Heimatstadt Köln und eine Mini-Tournee in und um München. Zunächst wurde das gesamte Material von Stockhausen geschrieben, doch im Laufe der Zusammenarbeit begann auch Weber, eigene Kompositionen beizusteuern.
Anfangs experimentierte das Duo auch mit elektronischen Klängen, auf der Suche nach den „offenen Sounds“, die Stockhausen seit seiner Zeit in Rainer Brüninghaus’ Trio (mit Schlagzeuger Fredy Studer) Anfang der 80er Jahre faszinieren. Den auf dem Trio-Album Continuum (ECM, 1983) eingeschlagenen Weg ging Stockhausen mit seinem Projekt Aparis (mit Bruder Simon und Schlagzeuger Jo Thönes) konsequent weiter, wie die ECM- Alben Aparis (1990) und Despite the Firefighters’ Efforts (1993) belegen. Im Kontext des Duos wurde jedoch bald deutlich, dass Stockhausen und Weber akustisch einfach besser klangen: „Florian hat dieses ungeheure Gespür und die Möglichkeiten, den Klang des Klaviers zu modulieren. Damit stehen so viele Klangfarben zur Verfügung.“
Auf „What Can I Do For You?“, einem ungewöhnlichen Eröffnungsstück, versetzt Weber den Zuhörer in eine ätherisch wirkende Klanglandschaft – er zupft und schlägt die Klaviersaiten, spinnt wie mit dem Weberschiffchen einen musikalischen Faden, der dann von Stockhausens gestopfter Trompete aufgenommen wird. Der Titel des Stücks ist eine Reverenz an den verstorbenen John Taylor, Florians ersten Klavierlehrer: „‚Was kann ich für dich tun?’ war immer seine erste Frage, wenn ich zur Stunde kam. Später wurde mir klar, dass er damit meinte: ‚Ich will dir nichts vorschreiben, ich werde darauf eingehen, was du tun möchtest.’ So habe ich John erlebt. In seinem genialen Zusammenspiel mit Kenny Wheeler ging es nie um Selbstdarstellung, sondern um etwas, das mit dem Ego nichts zu tun hat. Und ich glaube, bei uns ist das auch so.“
Zwei Stücke auf Alba sind Auftragskompositionen aus Stockhausens Feder: Die Melodie von „Mondtraum“ stammt aus „Olivers Abenteuer“, einem Liedzyklus für neunköpfiges Kinderorchester und Chor, und „Synergy Melody“ aus einem Ensemblestück für improvisierende Musiker, die auf Handzeichen des Dirigenten/Komponisten reagieren. „Zephir“ wurde schon einmal in klassischerer Lesart mit der niederländischen Klarinettistin Tara Bouman aufgenommen und ist hier in einer neuen, wunderbar raumfüllenden Version zu hören.
Bei „Emergenzen“, einer komplexen, auf einem Polyrhythmus basierenden Melodie, dachte Weber an einen Sandstrand, „die Strukturen des Sandes und wie sie zustande kommen“ – durch minimale Einflüsse, „winzige Fluktuationen“, wie er es nennt, die Strömungen von Wind und Wasser, aus denen sich etwas Größeres, strukturell Veränderndes entwickelt.
Auf „Resonances“ blies Stockhausen Trompetentöne in den Korpus des Klaviers, deren Widerhall stehenbleibt, und auch die drei kurzen Klavierstücke „Possibility I“, „Today“ und „Barycenter“ sind spontane Schöpfungen.
Die erste Aufnahmesession beginnt bei Stockhausen immer mit improvisierter „intuitiver Musik“, ein Begriff, den sein Vater Karlheinz Stockhausen, Komponist und Pionier der elektronischen Musik, in den 60er Jahren prägte. Auf „Ishta“ führt Stockhausen dessen Konzept, keinerlei melodische oder harmonische Absprachen zu treffen, noch einen Schritt weiter, indem er nicht einmal gesprochene Anweisungen zulässt: „Keine Melodie, gar nichts. Damit öffnet sich Raum für Unerwartetes, für die Möglichkeit, zum Medium für etwas zu werden.“
Florian Weber gibt auf Alba sein ECM-Debüt. Der Gewinner des ECHO Jazz spielte mit Albert Mangelsdorff und begleitete mit seinem Trio Minsarah den großen Altsaxophonisten Lee Konitz auf drei CDs. Alba ist Markus Stockhausens erstes ECM- Album seit Karta (2000). Zuvor war er mit Gary Peacock auf Cosi Lontano...Quasi Dentro und auf Ralph Towners City of Eyes (beide 1989) zu hören. Seine Mitwirkung an Continuum, das 1984 den Preis der Deutschen Schallplattenkritik gewann, brachte dem 26- jährigen Stockhausen erstmals breite Aufmerksamkeit. Für ECM New Series nahm er 1992 Michaels Reise auf, ein – wenn auch nicht so bezeichnetes – Trompetenkonzert seines Vaters.
Markus Stockhausen, Flügelhorn, Trompete
Florian Weber, Klavier
Markus Stockhausen
1957 in Köln geboren, begann er im Alter von sechs Jahren mit dem Klavierspiel. Ab 1975 studierte er an der Musikhochschule Köln Klavier und Trompete. Ein Jahr vor seinem Konzertexamen errang er 1981 den Preis des Deutschen Musikwettbewerbs. Seitdem konzertierte er regelmäßig als Solist – darunter bei zahlreichen Uraufführungen, wie bei dem für ihn im Jahre 2002 komponierten Trompetenkonzert Jet Stream von Peter Eötvös mit dem BBC Symphony Orchestra in London – und ist immer wieder zu Gast bei renommierten internationalen Musikfestivals.
Er arbeitete 25 Jahre lang intensiv zusammen mit seinem Vater, dem Komponisten Karlheinz Stockhausen, der zahlreiche Werke für ihn schrieb. Als Solist stand er u.a. in dessen großen musikdramatischen Werken aus LICHT auf den Bühnen der Mailänder Scala, der Londener Oper Covent Garden und der Oper Leipzig. Viele CDs im Stockhausen-Verlag dokumentieren diese Zusammenarbeit.
Markus Stockhausen ist immer wieder als Mitglied und Leiter verschiedener Improvisations- und Jazzformationen hervorgetreten. Mit seiner Frau, der holländischen Klarinettistin Tara Bouman konzertiert er seit 2002 erfolgreich als Duo Moving Sounds. Im Duo Inside Out spielt er mit dem Jazzpianisten Florian Weber, im Duo Landscapes mit dem Gitarristen Ferenc Snétberger, sowie im Quartett Quadrivium mit Angelo Comisso (piano) Jörg Brinkmann (Cello) und Christian Thomé (drums). Eternal Voyage heisst ein weiteres spannendes Projekt, eine ’One World Music’ mit Dinesh Mishra (Bansuri), Rabih Lahoud (Gesang), Florian Weber (Piano), Yonga Sun (Perkussion) und Tara Bouman.
Andere Musiker, mit denen er oft spielt(e) sind u.a. Arild Andersen, Patrice Héral, Vladislav Sendecki, Fabrizio Ottaviucci, der leider zu früh verstorbene Stefano Scodanibbio, Mark Nauseef und Joey Baron. Mit dem indischen Filmmusikkomponisten Sandesh Shandilya brachte er im Februar 2015 dessen neues symphonisches Werk Search For Buddha in Köln beim WDR zur Aufführung.
Gemeinsam mit seinem Bruder Simon Stockhausen realisierte er mehrere große Musikprojekte, (1991 die ’KölnMusikFantasy’ und 1996 ’Jubilée’ für die Kölner Philharmonie, mit über 100.000 Zuschauern open air am Rhein), schrieb Film- und Theatermusiken und produzierte mit ihm zuletzt die CD ’nonDuality’. Im der Saison 2012/13 wurde er zusammen mit Simon als „Artist in Residence“ von den Hamburger Symphonikern eingeladen.
Von 2000 –2010 etablierte er unter dem Titel Klangvisionen zusammen mit Rolf Zavelberg (Licht) eine eigene Konzertreihe mit 118 Konzerten mit Intuitiver Musik in der St. Maternus-Kirche in Köln, die auch überregional Beachtung fand.
Seit dem Jahr 2007 konzentriert sich Markus Stockhausen vorwiegend auf seine eigene schöpferische Arbeit, als Improvisator in verschiedenen Ensembles, als Interpret eigener Werke oder als Komponist.
So kann Markus Stockhausen auf einige Erfolge zurückblicken: Im Frühjahr 2004 wurden gleich drei neue Werke von ihm uraufgeführt: Ascent and Pause für Trompete und Streichorchester mit dem Orchestra d’Archi Italiana, Portrait for Tara für Bassetthorn und Ensemble, mit Tara Bouman und der London Sinfonietta, sowie Sonnenaufgang für das Jazz-Trio MAP mit dem Musikkollegium Winterthur. 2005 schrieb er Any Way für die Cheltenham Festival Players, 2006 Miniatur für die 12 Cellisten der Berliner Philharmoniker (CD Angel Dances), 2007 Symbiosis, ein halbstündiges Doppelkonzert für Klarinette und Trompete, uraufgeführt mit dem Franz Liszt Kammerorchester, und im September 2007 wurde Tanzendes Licht in Bern uraufgeführt, ein grosses Auftragswerk für das Swiss Jazz Orchestra und die Camerata Bern. Beim evangelischen Kirchentag 2007 in Köln erklang sein Abendglühen mit mehr als 1500 Blechbläsern und Solotrompete. 2009 entstand Olivers Abenteuer, eine Suite für Kinderorchester, 2011 die Stücke Yin und Yang als Auftragskompositionen für das Metropole Orkest, uraufgeführt beim Holland Festival. Für das Norddeutsche Philharmonische Akkordeonorchester schrieb er 2012 Ein Glasperlenspiel, ein umfangreiches Konzert mit Solotrompete, und für die Hamburger Symphoniker schrieb er ein großes Werk mit drei Solisten: Das Erwachende Herz, das im März 2013 uraufgeführt wurde.
Jedes Jahr gibt er viele Seminare, sei es in Deutschland, Griechenland, Italien oder den USA, Kreatives Trompetenspiel, Improvisationskurse Intuitive Music and More und Seminare unter dem Titel Singen und Stille – wenn die Seele singt. „Transformation durch Klang“ ist sein wiederkehrendes Thema.
Über 70 CD-Veröffentlichungen dokumentieren das Schaffen von Markus Stockhausen. 2016 wird die neue Duo CD von Florian Weber und Markus Stockhausen bei ECM erscheinen. 2005 wurde er mit dem WDR-Jazzpreis als bester Improvisator ausgezeichnet.
Florian Weber
ist der Sohn des Musikprofessors Rainer Weber und der Opernsängerin Elke Weber. Bereits im Alter von vier Jahren erhält er privaten Klavierunterricht. Zum Zeitpunkt seines Hochschulabschlusses spielt er gleichermaßen in Klassik- und Jazzensembles. Als Solist sowie als Ensemblemitglied gewinnt er Wettbewerbe und erhält Erste Preise bzw. beste Auszeichnungen. Kurz darauf geht er als Solist mit dem Russischen Philharmonie Orchester auf Tournee.
1999 wird Weber als Stipendiat an das Berklee College of Music in Boston eingeladen, lehnt es aber ab, um stattdessen zunächst Mathematik, Physik und Biologie zu studieren. Kurz darauf jedoch nimmt er vorübergehend bei Hans Lüdemann und dann bei John Taylor das Jazzstudium in Köln auf. Ab 2001 studiert Weber über ein erneutes Stipendienangebot bei JoAnne Brackeen, Paul Bley und Danilo Pérez in Boston sowie bei Richie Beirach und Lee Konitz in New York. Bereits in den späten 1990er beginnt er mit Musikern wie Michael Brecker, Albert Mangelsdorff, Eddie Henderson, Lee Konitz und Benny Bailey zu arbeiten und schließt dann 2005 sein Studium an der Hochschule für Musik Köln erfolgreich ab.
Zusammen mit dem US amerikanischen Bassisten Jeff Denson und dem israelischen Schlagzeuger Ziv Ravitz gründet Florian Weber 2002 das Trio Minsarah. „Ein Minsarah (hebräisch für Prisma) bündelt Licht zu einem vielfarbigen Spektrum. Weber, Denson und Ravitz drehen diesen Prozess einfach um, schicken Swing, Bebop, Bartok, Bach, Funk, Rock, Afrikanisches, Orientalisches, Choräle, Repetitionen, Bitonalität und freies Spiel genau in die entgegengesetzte Richtung und schaffen dabei einen völlig neuen, strahlenden Stil.“ 2006 veröffentlicht Weber mit Minsarah eine erste CD unter dem gleichnamigen Titel. Die CD wird mit dem „Preis der deutschen Schallplattenkritik“ ausgezeichnet.
In Köln beginnt Lee Konitz mit dem Trio Minsarah zu arbeiten (2006) und hat mit den drei Musikern „Partner gefunden, die über genug Eigensinn und Substanz verfügen, ihn so stark unter Spannung zu setzen, dass er sie nun zu seinem „New Quartet“ erklärt hat.“ Die vier traten gemeinsam in Deutschland und vor allem den USA aufzutreten, und nahmen 2008 die erste CD Deep Lee im Systems Two Studio in Brooklyn auf. Es folgen die Aufnahmen zu Blurring the Lines, bevor Weber 2010 als erster deutscher Pianist zusammen mit dem Lee Konitz New Quartet im renommierten New Yorker Village Vanguard ein Live-Album einspielte; Lee Konitz New Quartet – Live @ the Village Vanguard erhält vom französischen Magazin Jazzman die Auszeichnung „Choc de l’Annee“.
2011 gründete Weber zusammen mit Lionel Loueke (Gitarre), Thomas Morgan (Bass) und Dan Weiss (Schlagzeug) die Formation Biosphere, in der er neben Klavier auch Fender Rhodes spielte und verstärkt auf nord- und westafrikanische Rhythmen zurückgegriffen wurde. 2012 wurde die CD Biosphere veröffentlicht. Weiter spielte er im Duo Inside Out mit Markus Stockhausen.
Booklet for Alba