Biography Elen



Elen
Sie ist waschechte Berlinerin. Geboren in Mitte, aufgewachsen in Marzahn und Weißensee, und lebt heute im Wedding. Und sie ist herzerfrischend stur. Eine Sturheit, die unlängst die Musikindustrie verblüffte und zu ungläubigem Staunen einlud.

Elen weiß was sie will. Ein selbstbestimmtes Leben sowohl auf privater als auch auf beruflicher Ebene und letzteres ist eine Karriere als Künstlerin. Da sie schon als Kind auf allem rumgetrommelt hatte was ihr zwischen die Finger kam (neben Gitarrenunterricht), bewarb sie sich bei einer Band für den Posten an den Drums. Doch der Bandchef merkte schnell, dass ihr Talent woanders liegt und stellte sie kurzerhand vors Mikrofon. Anfangs noch unsicher gab er ihr den Tipp, ihre Fertigkeit durch Auftritte als Straßenmusikerin intensiver zu schulen. Zielstrebig verfolgt sie diesen Weg, ob bei flirrender Hitze oder bei klirrender Kälte (mit 15 Schichten Kleidung wenn nötig), Elen setzt sich mit ihrer Gitarre an die Schönhauser Allee und spielt. Das macht sie jetzt seit sie 18 ist und heute, mit 25, ist es ihr Alltag. „Ich war als Jugendliche schon viel im Prenzl Berg unterwegs und deshalb war das schon ein halbwegs vertrauter Platz. Also war das auch der Anlaufpunkt für’s erste Mal Straßenmusik machen. Und dann bin ich da geblieben, hab viele Leute kennengerlernt, die man auch immer wieder trifft, weil das ihr Kiez ist. Und ich bin Teil davon geworden. Auch die Obdachlosen von dort kennen mich schon und haben mich gut angenommen. Manchmal ist mein Aufbau auch ein kleiner Anlaufpunkt für sie und dann unterhalten wir uns oder singen zusammen.“

Dass Straßenmusiker ihre Mitmenschen meist mit anderen Augen sehen oder besser gesagt, genauer hinschauen, ist nichts neues, denn durch ihre Musik erfahren sie unmittelbar und in minutenschnelle die ehrliche Reaktion des Publikums. Doch Elen will mit ihrer Musik nicht nur dort sondern auch anderswo Freude machen, kurz mal die Realität vergessen lassen und so engagiert sie sich als Botschafterin des Bundesverbandes Kinderhospiz und für die ARCHE. „Als ich Straßenmusik gemacht habe, wurde ich von zwei Pädagogen die dort arbeiten angesprochen, ob ich nicht auf dem Sommerfest spielen möchte. Ich hab gerne zugesagt. Es folgten noch ein paar Konzerte und ich lernte die Arche mehr und mehr kennen und schätzen und verbrachte auch Zeit mit den Kindern dort. Und mittlerweile bin ich Botschafterin und Freundin der Arche.“

Auf der Straße wurde sie auch angesprochen, ob sie nicht zur neuen Show „The Voice of Germany“ gehen wolle. Nach kurzem Überlegen willigte sie ein, einfach um es mal auszuprobieren und stand kurz darauf vor Ray Garvey, Nena, den Jungs von Boss Hoss und Xavier Naidoo. Ihre Stimme überzeugte und alle wollten sie in ihren Teams. Doch nach einer Weile merkte sie, dass die Musikauswahl anderer und gewisse Reglementierungen einfach nicht ihre Sache ist. Und das Bild, was sie von der Musik- und Medienlandschaft hinter den Kulissen bekam, war auch nicht unbedingt das, was sie anstreben wollte. In dem Moment, als Offerten aus den verschiedensten Ecken winkten wusste sie, dass sie bei Vertragsunterschrift einen Teil ihrer Selbstbestimmung aufgeben müsste. Die Frage „Kann ich es nicht auch alleine schaffen?“ stellte sich ihr immer wieder und nach vielen Abwägungen entschied sie sich, es zumindest zu versuchen. Also, keine Plattenfirma, die mit Geld dahinter steht, keine Maschinerie, die vieles abnehmen, aber auch vieles diktieren würde. Elen setzt auf Fan-Hilfe in Form von Crowdfunding. „Mir war die Musik zu wichtig, als das ich andere darüber entscheiden lasse. Ich wollte alles geben was ich kann und wenn es dann nicht klappt habe ich es wenigstens versucht“. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt und Elen gewann. Ihre Fans halfen sowohl finanziell als auch mit bestärkenden Worten, so dass sie ihre erste Platte „Elen“ produzieren konnte.

In Eigenregie gewann sie dafür bekannte Namen wie Fred Sauer (Nina Hagen, Peter Fox) an den Tasten, Dirk Eichinger (Jazzkantine) an den Drums, hdpk-Professor Robert Lingnau am Bass sowie Ernst Jochmus und Robert Keßler an den Gitarren. Gemeinsam mit Rob Hoare sowie der Indie- Folk Songschreiberin Kat Frankie, entstanden die meisten Tracks für das Debütalbum. Die Songs sind ihr auf den Leib geschneidert und Elen erweist sich dabei als Beschwörerin der Reduktion. „Ich habe den mitwirkenden Künstlern gesagt: Spielt so wenig, wie möglich. Lasst Raum. Lasst Pausen. Lasst die Noten in aller Ruhe ausklingen. Lasst sie einfach wirken”. Gemischt wurde von Tonmeister Philip Krause in den berühmten Emil Berliner Studios und er hatte ein außerordentliches Gespür dafür, Elens Persönlichkeit und die ihrer Musik herauszuarbeiten. Vor allem leben die Songs aber von ihrer außergewöhnlich reifen Stimme, die mal zart und sanft, dann wieder rau und mächtig voluminös klingt.

Im Februar 2015 erschien „Elen“ und nicht nur die Fans sondern auch die Musikkritiker feierten dieses Album. Musikerkollege Martin Spieß (Vorband), brachte es mit wenigen Worten auf den Punkt: „Sie ist ihr Album. Das Album ist sie.“ Dafür wurde sie nun auch mit der Nominierung als „Bester Newcomer“ der VIA! VUT Indie-Awards belohnt, die am 24. September 2015 im Rahmen des Reeperbahn Festivals in Hamburg vergeben werden.

Ihre Sturheit hat sie auf einen guten Weg gebracht, der sie in den vergangenen Monaten eine ganze Menge Businessluft schnuppern ließ. Nun arbeitet sie an ihrem neuen Album und seiner Umsetzung. Und vielleicht wird ihre Vorstellung von einem Musikbusiness ja irgendwann Schule machen „Ich denke, dass das Business durchaus eine Berechtigung hat. Aber viele Strukturen sind einfach zu starr und nicht individuell genug. Eine gesunde „Mittelschicht“ in dieser Branche wäre etwas Feines, nicht nur „Geld verdienen“ oder „kein Geld verdienen“ sondern eine faire Chance für jeden, der’s verdient hat.“

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