B-A-C-H Dieter Ilg

Album info

Album-Release:
2017

HRA-Release:
29.09.2017

Label: ACT Music

Genre: Jazz

Subgenre: Contemporary Jazz

Artist: Dieter Ilg

Album including Album cover Booklet (PDF)

?

Formats & Prices

Format Price In Cart Buy
FLAC 96 $ 13.50
  • Johann Sebastian Bach (1685 - 1750):
  • 1 931 04:28
  • 2 Goldberg B 02:22
  • 3 Siciliano 05:16
  • 4 Air 04:56
  • 5 Goldberg C 03:18
  • 6 Präludium XII 05:15
  • 7 Sarabande 03:54
  • 8 Präludium VII 04:30
  • 9 Goldberg A 04:43
  • 10 1052 04:12
  • 11 Goldberg H 03:49
  • 12 924 05:20
  • Total Runtime 52:03

Info for B-A-C-H

„Du kannst nicht Jazz spielen, ohne auch Bach zu spielen“, stellte Saxofonist Joshua Redman über den Einfluss des Urvaters der europäischen Kunstmusik fest. Eine Einstellung, die auch Dieter Ilg teilt: „An ihm kommt man als Musiker nicht vorbei." Nach Verdis „Otello“, Wagners „Parsifal“ und „Mein Beethoven“ hat sich der Bassist nun von 12 Werken inspirieren lassen und seinen B-A-C-H neu entdeckt.

Dieter Ilg darf man zu den wichtigsten Jazzbassisten der Welt rechnen. Nicht nur als begnadeter Spieler, der mit Randy Brecker, Charlie Mariano und dem Mangelsdorff/Dauner Quintett arbeitete sowie aktuell ein Duo mit Till Brönner bildet, sondern vor allem, weil er mit den eigenen Projekten seine klassischen Wurzeln so schlüssig erforscht und in den Jazz überführt wie kein anderer. 2009 stellte Ilg dafür ein Trio mit dem Pianisten Rainer Böhm und dem Schlagzeuger Patrice Héral zusammen, um sich den lange gehegten Wunsch zu erfüllen, Giuseppe Verdis „Otello“ nach seinen musikalischen Vorstellungen neu zu formen.

Im Gegensatz zur mechanistischen Methode des „Third Stream“ in den Sechziger/Siebzigerjahren oder den zumeist auf Swing oder Pop getrimmten Adaptionen jüngeren Datums war das Ergebnis eine Publikum wie Kritik begeisternde, weil völlig ungezwungen und schlüssig klingende Kombination klassischer Melodien und Strukturen mit Rhythmik, Harmonik und dem freien Geist des Jazz. Mit dem Erfolgsrezept aus sorgfältiger Vorbereitung, kreativer Vision und dem inzwischen blind aufeinander eingespielten Trio wagte sich Ilg danach an Richard Wagners „Parsifal“ und spielte „Mein Beethoven“ ein. Für alle drei Projekte bekam er den ECHO Jazz, aus dem Chor der begeisterten Rezensenten sei stellvertretend die Süddeutsche Zeitung zitiert, die befand, Ilg habe „den ach so schweren Beethoven zum Singen und Swingen gebracht wie niemand vor ihm.“

Nun geht es mit „B-A-C-H“ weiter. Johann Sebastian Bach also steht in Ilgs Fokus, jener Barockkomponist, der mit seiner gewaltigen Schöpferkraft nicht nur den Fortlauf der abendländischen Kunstmusik entscheidend beeinflusste, sondern - insbesondere durch die Adaptionen eines Jacques Loussier - auch der Ausgangspunkt für die Wiederentdeckung der Klassik durch den Jazz war. Doch während für viele Jazzmusiker Bach die erste Station ihrer Klassikerkundungen ist, kommt er bei Dieter Ilg nun relativ spät an die Reihe: „Vielleicht, weil ich den Gaul gerne von hinten aufzäume“, sagt er. Bach sei, auch wenn das viele dächten, nicht leichter zu bearbeiten als etwa Beethoven: „Es ist einfach nur eine andere Herangehensweise, die immer auf dem fußt, was man bei den früheren Bearbeitungen entwickelt hat.“

Aufgewachsen in einer Amateur-Musikerfamilie mit klassischer Musik lernte Ilg die Musik Bachs freilich schon ganz früh kennen, mit Geigen-Übungen oder vielen Messen, die er als Bub in Kirchen spielte: „Es ist der praktische Hintergrund eines in Deutschland aufgewachsenen, durch Schul- und Musikschulunterricht gestählten Mannes“, sagt Ilg schmunzelnd. Seine Kenntnisse verfeinerte er später an der Musikhochschule Freiburg, wo er eine klassische Kontrabassausbildung abschloss.Eine besondere Vorliebe entwickelte Ilg für die von Pablo Casals gespielten Cello-Suiten und „eine Zeit lang“ für die Goldberg-Variationen von Glenn Gould. „Manchmal kann einen diese mathematische Genialität Bachs aber auch abschrecken, mir ging es jedenfalls mitunter so“, erzählt er offen. Bei „B-A-C-H“ überrascht und überzeugt daher genau dieses Schweben, dieses Schwelgen in der Schönheit von Bachs Melodien, das aus der „reinen“ Struktur plötzlich musikalische Geschichten herauslöst. Der Jazzmusiker Ilg suchte den Schulterschluss mit Bach genau an dem Punkt, an dem die Kompositionen selbst die Möglichkeit der Veränderung, der Improvisation nahelegen. Dann griff die bewährte Methode: Nach eingehender Beschäftigung und gezieltem Hören suchte Ilg das Repertoire aus dem gewaltigen Werk aus, schrieb die Leadsheets, und dann ging es ins Zusammenspiel, bei dem jeder der drei seine Ideen mit einbrachte. „Jeder von uns hat eine hohe Risikobereitschaft, kann aber den anderen völlig vertrauen, das ist musikalisch wie menschlich extrem bedeutend“, beschreibt Ilg diese hörbare Gruppendynamik.

Dass Ilg sich nicht mit dem Erwartbaren begnügt, zeigen auch die ausgewählten Vorlagen für seine Bach-Variationen: Mit „Air“ und „Siciliano“ landeten nur zwei der „Hits“ auf dem Album. Stattdessen vier der Goldberg-Variationen und zwei der kleinen Präludien aus dem Büchlein für Friedemann Bach, „die jeder Klavierschüler kennt und auch mit das erste waren, das ich am Klavier gespielt habe. Das bleibt eben haften“, sagt Ilg. Während des Hörens angesprungen haben ihn das Cembalokonzert BWV 1052 oder die „Sarabande“, die „einfach ideal dafür war, einen Song daraus zu machen.“ Und so findet nun das filigrane Schlagzeug von Héral wie von selbst seinen Weg, während sich Ilg und Böhm solo oder unisono, aber stets gleichberechtigt der Melodien, Harmonien und rhythmischen Strukturen annehmen und sie spontan neu formulieren. Wieder lässt Ilg also die Musik eines alten Meisters taufrisch erklingen. Tiefgründig und zugleich zugänglich, und weit entfernt von jeder „Crossover“-Schublade.

Dieter Ilg, Bass
Rainer Böhm, Klavier
Patrice Héral, Schlagzeug




Dieter Ilg
zählt heute zu jener Handvoll europäischer Spitzenmusiker, die es verstehen, in jedes Projekt einen unverkennbaren musikalischen Beitrag einfließen zu lassen. Ob als gefragtes, stilsicheres Gruppenmitglied oder als Leiter seiner eigenen Ensembles: immer versteht es Ilg, seine Funktion als Bassist und Fundament des musikalischen Geschehens mit einer grazilen Leichtigkeit und Ausdrucksstärke zu verbinden, die sich den instrumentaltechnischen Schwierigkeiten des Kontrabasses zu entziehen scheint.

Dieter Ilg vereint wie nur wenige die Kunst des Begleitens und die Kunst des Solierens.

Seine virtuose, individuelle, leidenschaftliche und geschmackssichere Stimme ist ein kostbarer Beitrag im internationalen Jazz geworden.

Mit sechs Jahren – und gestählt durch exzessive Blockflöterei im Kindergarten – spielte Dieter Ilg Geige, später Bratsche, mit dreizehn wechselte er zum Kontrabass. Nach vier Jahren an der Städtischen Musikschule Offenburg suchte Ilg neue Lehrer und fand sie zunächst in Norbert Brenner, dem Solokontrabassisten des SWF-Sinfonieorchesters Baden-Baden, dann verschiedenen Pädagogen und Profis bei Jazzkursen in Burghausen, Remscheid und Tübingen. Von 1981 an verfeinerte Ilg weitere vier Jahre lang seine praktischen und theoretischen Kenntnisse an der Musikhochschule Freiburg bei Prof. Wolfgang Stert, anschließend als Fulbright-Stipendiat an der New Yorker Manhattan School of Music (1986/87). Parallel zur Schul – und Hochschulzeit ließ er sich wissbegierig von Meistern des Fachs wie Eddie Gomez, Ron McClure, Rufus Reid, Adelhard Roidinger und Miroslav Vitous in die Geheimnisse der hohen Gestaltungskunst einweihen. Und er konnte auf die ersten profunden Bühnenerfahrungen aufbauen. Denn, noch während seines letzten Schuljahres, wurde der Abiturient festes Mitglied des Joe Viera Sextetts (1981-84) und startete im Anschluß daran zusammen mit dem Pianisten Klaus Ignatzek ein erstes Trioprojekt. Auf diese Weise füllte sich sein Terminkalender und über Gastsolisten wie Bobby Watson oder David Liebman auch das Buch der Referenzen. Letzterer trug entscheidend dazu bei, daß Ilg sich für einen New York – Aufenthalt entschied und lud ihn ein, in NYC im Januar 1987 ein John Coltrane Memorial Concert mitzugestalten.

Die Sterne standen in günstiger Position. Ilg ergriff die Gelegenheit und gründete – wenige Wochen nach seiner Rückkehr aus New York – sein erstes eigenes Trio mit dem Gitarristen John Schröder und Wolfgang Haffner am Schlagzeug. Gleichzeitig wurde der Youngster Mitglied des Randy Brecker Quintets (1987-89). Von dem amerikanischen Startrompeter gibt es auch hinsichtlich der außerordentlichen Fähigkeiten des deutschen Bassmannes die bemerkenswerte Aussage aus dem Jahre 1987: „ You must be a star in Germany ! “…….

Mit einem Mal ging es Schlag auf Schlag. Baden-Württembergischer Jazzpreis 1988, (aus der Begründung: “Faszinierend sind die Ausdrucksstärke und Leuchtkraft seines Tones, die Originalität seiner Ensemblekonzeption und seine individuelle harmonische Denkweise”), regelmäßige Auftritte mit der WDR-Big-Band, eine Spanientournee mit Bennie Wallace (1989), im selben Jahr die Neuauflage seines Trios, diesmal mit dem New Yorker Pianisten Marc Copland als Partner. Drei Trio-CDs mit den US-Schlagzeugern Bill Stewart, Ralph Penland und Jeff Hirshfield zeugen von dieser spannenden Zusammenarbeit.

Dann kamen die musikalisch reibungsintensiven Neunziger und mit ihnen eine Reihe von Entscheidungen. Auf der einen Seite lief das Tagesgeschäft. Seit 1991 war Ilg mit Deutschlands renommiertester Modern Jazz Combo, dem Mangelsdorff / Dauner Quintett unterwegs. Das Goethe-Institut schickte ihn an der Seite von Christof Lauer durch die Welt. Die Arbeit mit Copland war zur künstlerischen Freundschaft gereift und brachte im Trio und Quintett immer neue reizvolle Klangfacetten zum Vorschein. Mit dem französisch-vietnamesischen Gitarristen Nguyên Lê und dem Drummer Danny Gottlieb wurde ordentlich jazzrockig abgeräumt (1994-97) und die Liste der angesehenen Sidemanjobs wuchs beständig. Trotzdem fehlte etwas, ein wiedererkennbares und charakteristisches Projekt aus der Mitte des Herzens. ...



Booklet for B-A-C-H

© 2010-2025 HIGHRESAUDIO