Gilles Grethen Quartet


Biographie Gilles Grethen Quartet


Gilles Grethen Quartet
Über die Zeit haben sich schon viele Musiker Gedanken gemacht. Der junge Gitarrist Gilles Grethen hat für sein Quartett gleich eine ganze „Time Suite“ geschrieben, die auf immer wieder neue und überraschende Weise mit der Klangvielfalt seines Ensembles spielt.

Grethen stammt aus Luxemburg, wo er über die klassische Musik zum Jazz gekommen ist und über die CD-Sammlung seines Vaters. „Da habe ich Count Basie und Ella Fitzgerald gehört, dazu habe ich sogar heimlich getanzt“, erinnert er sich. „Gerade die alten Count-Basie-Aufnahmen habe ich als sehr erfrischend und modern empfunden.“

Zunächst hat der kleine Gilles Geige und Klarinette gelernt, später auch Schlagzeug und Bass. „Mit dreizehn Jahren habe ich angefangen, elektrische Gitarre zu spielen“, sagt Grethen, der 1994 geboren wurde. „Der Jazzgitarrist Greg Lamy war mein Lehrer und hat schnell gemerkt, dass ich statt Rock und Pop lieber Jazz spielen wollte.“

Dabei hat sich Grethen zunächst an den Klassikern des Instruments satt gehört, die eher „on the funky side of things“ zuhause waren. „Damals habe ich Wes Montgomery gehört, ‚Smokin‘ at the Half Note’ zum Beispiel rauf und runter“, erzählt Grethen. „Aber auch Grant Green habe ich sehr, sehr viel gehört und er war eins meiner großen Idole.“

Später hat Grethen an der Hochschule für Musik in Saarbrücken studiert, wo er auch seine Musiker kennengelernt hat, nämlich den luxemburgischen Schlagzeuger Michel Meis – der mit seinem 4tet selbst in unserer Next-Generation-Reihe debütiert hat – und den italienischen Bassisten Gabriele Basilico. „Zunächst waren wir ein Trio“, erinnert sich Grethen, „aber dann habe ich noch den deutschen Trompeter Vincent Pinn eingeladen. Ich wollte unbedingt ein Blechblasinstrument haben, weil der Sound von Trompete und Flügelhorn sich extrem gut mit der Gitarre verbindet – das finde ich einfach großartig.“

Für eine Suite hat sich Gilles Grethen dann aufgrund der Ideenfülle in seinem Kopf entschieden. „Ich hatte viele Ideen, die irgendwie zusammen, aber nicht in ein Stück passten“, sagt er. „Dieses Konstrukt der Suite aus der Klassik, wo man sechs Stücke hat, die zwar miteinander verbunden sind, aber doch einen eigenen Charakter haben, erschien mir dafür passend. Die Formvorgaben habe ich nicht übernommen, aber es gibt doch einen roten Faden, der die sechs Stücke zusammenhält. Die Harmonik zieht sich durch sämtliche Stücke und es gibt Melodien, die in abgewandelter Form in anderen Stücken wieder auftauchen.“

Die Kompositionen sind irgendwo zwischen traditionellem und modernem Jazz beheimatet und zeichnen sich durch ihre warmen Harmonien und lyrischen Melodien aus. Oft beginnen die Stücke ruhig und langsam, wechseln aber immer wieder den Charakter, entwickeln prägnante Rhythmen und harmonische Ideen. Insbesondere die Unisono-Passagen von Trompete und Gitarre haben ihren Reiz, aber es ist der warme und doch lebendige Gitarrensound und die gemeinsame Spielkultur aller vier Musiker, die „Time Suite“ so überzeugend klingen lässt.

„Michel Meis ist ein sehr energetischer Mensch und das kennzeichnet auch sein Schlagzeugspiel“, bringt der Bandleader die Spannung, die der Drummer in die Band einfließen lässt, auf den Punkt. „Er bringt eine unfassbare Energie mit, die einen beim Spielen so mitreißt, dass die Musik fast explodiert.“

Auch über Vincent Pinn ist Grethen natürlich des Lobes voll: „Ihn schätze ich als Trompeter und als Mensch. Er hat einen sehr runden Klang und improvisiert sehr ideenreich. Dabei spielt er mit Melodien und steckt voller Überraschungen. Er spielt nie so, wie man es erwartet, und das finde ich sehr gut.“

Und dann ist da noch der ungewöhnliche variantenreiche Bassist. „Gabriele Basilico schätze ich als Kontrabassisten, der wie wir alle aus der Klassik kommt. Er hat einen unfassbaren Sound und sehr schöne Ideen beim Begleiten. Er verfällt nicht in die typische Bass-Rolle, sondern spielt auch beim Begleiten mit Melodien und dem Thema.“

Zwischen sinnlicher Entspanntheit und kühnen Improvisationen erzeugt das Gilles Grethen Quartet eine Klangvielfalt, die tatsächlich ihresgleichen sucht.



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