Chris Thile - Thanks for Listening

Review Chris Thile - Thanks for Listening

Chris Thile wurde früh als Wunderkind des Mandolinenspiels gehandelt. Kein Wunder, griff er doch bereits im zarten Alter von fünf Jahren zur Mandoline und perfektionierte sein Mandolinenspiel noch im Kindesalter innerhalb weniger Jahre auf ein Niveau, das ihm die Produktion seines ersten Albums mit dreizehn Jahren erlaubte, nachdem er fünf Jahre vorher zusammen mit seinem Vater die Bluegrass-Band Nickel Creek ins Leben gerufen hatte. Es folgten weitere erfolgreiche Alben, unter anderem mit den Klassikstars Yo-Yo Ma, Cello und Edgar Meyer, Kontrabass sowie zahlreiche Grammy Awards, wie etwa für sein Folkalbum „The Goat Rodeo Sessions“ mit Ma und Meyer. Neben Bluegrass- und Folk-Alben veröffentlichte Chris Thile auch ein Album mit Sonaten und Partiten von Johann Sebastian Bach. Spätestens in Folge seiner Solo-Tour durch Europa im März 2017, auf der er unter anderem in der Hamburger Elbphilharmonie auftrat, ist Chris Thile auch diesseits des Atlantiks für Bluegrass- Und Folk-Fans ein fester Begriff.

Die Radioshow A Prairie Home Companion genießt in den USA unter den zahlreichen Folk-Anhängern einen ganz besonderen Ruf. Chris Thile ist seit Herbst 2016 Gastgeber der Show, die gerade in Live from Here umgetauft worden ist. Als Besonderheit der ersten Saison hat Chris Thile wöchentlich Songs exklusiv für die Show geschrieben und live aufgeführt. Auf dem Album Thanks for Listening sind zehn dieser Songs versammelt, die nachträglich im Studio produziert worden sind und von denen einige das Trauma spiegeln, unter dem die Gegner des Regimes im Weißen leiden. So beschreibt Chris Thile etwa im Song "Falsetto" unterstrichen durch schräge Akkorde und präsentiert mit teilweise schriller Stimme sein imaginäres Treffen mit dem Präsidenten, der mit einem Künstler seiner speziellen Machart nichts am Hut haben will. Überhaupt geriert sich Thanks for Listening über weite Strecken als Singer-Songwriter-Album mit den für das Genre Folk und Bluegrass optimal ausgewählten Stimmen von Sarah Jarosz, und Gaby Moreno, Aoife O’Donovan neben der Stimme von Chris Thile als Leadsänger und mit beeindruckend idiomatisch aufspielenden Instrumentalisten, zu denen sich Chris Thiele als Mandolinen-Virtuose, aber auch an anderen Saiteninstrumenten, außer Bass und Bratsche gesellt.

Zu den lebensbejahenden, aufbauenden Songs des Albums gehören „Douglas Fir“ und „Balboa“, beide auf die Mandoline ausgerichtet. Dazu gehört „Thank you New York“, eine Verbeugung vor der Lebensart und speziellen Schönheit dieser Ostküsten-Metropole. Zu den sozialkritischen Songs gehört „Feedback Loop“ als zynischer Kommentar zu den Social Media Luftblasen und „Stanley Ann“, eine Abgesang Barack Obamas auf seine abgelaufene Zeit im Weißen Haus. Der Titelsong erweist sich schließlich als Brücke zwischen den beiden Gesichtern dieses Albums, beginnend in ungemütlicher Flughafenatmosphäre und endet, die ganze Welt umarmend, im jubelnden Finale.

Thanks for Listening beeindruckt mit seiner vielfältigen Stimmung, hervorragenden Musikern und Sängern und mit einer ganz hervorragenden Aufnahmetechnik, die sich im Format des hochaufgelösten Downloads ohne Abstriche genießen lässt.

Chris Thile, Mandoline
Sarah Jarosz, Gesang (on tracks 7, 10)
Gaby Moreno, Gesang (on tracks 2, 5)
Aoife O'Donovan, Gesang (on tracks 3, 4, 8, 10)
Alan Hampton, Bass
Ted Poor, Schlagzeug
Nadia Sirota, Viola

Chris Thile - Thanks for Listening

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