Stenhammar Quartet – Kalevi Aho: Sting Quartets 1-3

Review Stenhammar Quartet – Kalevi Aho: Sting Quartets 1-3

Der finnische Komponist Kalevi Aho fliegt ein bisschen unter dem Radar. Geboren 1949 machte er das erste Mal nachhaltig auf sich aufmerksam, als er mit gerade einmal 18 Jahren sein Streichquartett Nr. 1 vollendete. Im Zuge seines frühen kompositorischen Schaffens sollten noch zwei weitere Streichquartette folgen, die das Stenhammar Quartet jetzt auf einem Album versammelt hat.

In gewisser Weise zeichnen die drei Quartette die Entwicklung Aho als junger Komponist nach oder mit, ganz wie man will. Dem Autodidakt diente für seine erstes Quartett die tonale Musik, die er auf der Geige spielte und im Radio hörte, also Orientierung. Als er dann an der Sibelius-Akademie in Helsinki studierte, schrieb er in seinem zweiten Studienjahr das zweite Quartett, dieses Mal in der Technik der Fuge. Das dritte Quartett, entstanden im Abschlussjahr seines Studien in Rautavaara, ist freier von Konventionen, ein bisschen Schostakovich zeigt sich hier und dort, aber vor allem auch viel Aho.

Für die Einspielung der drei Aho-Streichquartette hat das Stenhammar Quartet deren Reihenfolge geändert. Nicht chronologisch gehen die Schweden vor, sondern sie eröffnen mit dem Streichquartett Nr. 2. Das überrascht in seinem zweiten Satz Presto mit einer teils wilden Dynamik und Harmonie, quasi ein kleiner Aha-Effekt. Das milde Adagio, das ihm folgt, ist dagegen erstaunlich klassisch und formal gehalten, was eine intensive Spannung schafft.

Konsequent ist, dass sich den drei Sätzen des zweiten Quartetts das Streichquartett Nr. 3 anschließt. Seine acht Sätze fächern eine vielfältige kompositorische Breite auf. Vom Vivace mit seiner sensiblen Melodik über bis in Teilen fast aggressiven Meno mosso, das in ein melancholisches Adagio übergeht, reicht die Spanne, über die der damals 21-Jährige seine Ausdrucksstärke dokumentiert.

Den Abschluss des Albums bilden die vier Sätze des Streichquartetts Nr. 1 von Aho. Sie wirken nach dem dynamischen und teils fordernden dritten Quartett wie ein sanftmütiger Ausklang, ein Weg zurück in traditionelle Melodik und Harmonik, die das ein oder andere Ohr mit dem gerade erlebten Klangabenteuer versöhnen wird.

Das Stenhammar Quartett versteht es, die reichhaltigen Facetten aus Ahos ersten drei Streichquartetten mit feinem Strich herauszuarbeiten. Dynamik und Klang, Ausbruch und Flow gehen Hand in Hand und lassen sein frühes Talent bravourös glänzen.

Zugleich zeugt das Album von den umfassenden Fähigkeiten der vier schwedischen Musiker selbst, die für ihre intensiven, präzisen und ausdrucksstarken Interpretationen geschätzt sind. Die Aufnahme ist zudem nahbar und voller Körper gemischt, was die Musik über Lautsprecher wie Kopfhörer zu einem großartigen Klangerlebnis macht.

In diesem Licht wird die Nachricht, dass das Stenhammar Quartett ein zweites Album mit Streichquartetten Ahos plant, noch erfreulicher. Und mit diesem zu beginnen, ist sehr zu empfehlen. (Thomas Semmler, HighResMac)

Stenhammar Quartett

Stenhammar Quartet – Kalevi Aho: Sting Quartets 1-3

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