Beethoven: Symphonies Nos. 2, No. 3 (Eroica) & No. 7 Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks & Karl Böhm
Album Info
Album Veröffentlichung:
2007
HRA-Veröffentlichung:
10.08.2016
Label: audite Musikproduktion
Genre: Classical
Subgenre: Orchestral
Interpret: Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks & Karl Böhm
Komponist: Ludwig van Beethoven (1770–1827)
Das Album enthält Albumcover
- 1 Allegro con Brio 15:23
- 2 Marcia funebre: Adagio Assai 15:20
- 3 Scherzo: Allegro Vivace 05:53
- 4 Finale. Allegro molto - Poco Andante - Presto 12:33
- 5 Adagio molto - Allegro con Brio 10:36
- 6 Larghetto 12:41
- 7 Scherzo. Allegro Vivace 03:54
- 8 Allegro Molto 07:04
- 9 Poco sostenuto - Vivace 12:35
- 10 Allegretto 09:43
- 11 Presto - Assai meno Presto 08:15
- 12 Allegro con Brio 07:22
Info zu Beethoven: Symphonies Nos. 2, No. 3 (Eroica) & No. 7
Karl Böhm galt als Autorität in Sachen Mozart- und Strauss-Interpretation. So gerät fast aus dem Blick, was für eine bedeutende Rolle die Musik Beethovens in seiner Biographie und künstlerischen Laufbahn spielte. Vor allem der Fidelio markiert wichtige Stationen seines Lebens: Fidelio war die erste Oper, die Böhm als Kind erlebte, mit ihr feierte er 1920 seinen ersten durchschlagenden Erfolg, mit ihr eröffnete er das Festival zur Wiedereröffnung der Wiener Staatsoper 1954, und sie war das letzte Werk, das der Staatsoperndirektor Böhm 1956 leitete, bevor er, vom Publikum wegen vermeintlicher Vernachlässigung seiner Pflichten ausgepfiffen, zurücktrat. Böhm selber beschrieb Fidelio als „diese schönste aller Opern, die sich am Schluss zu einem Oratorium der Menschlichkeit ausweitet“ und damit eine „ins Jenseitige erhöhende Wirkung“ entfaltet.
Der humanistisch hohe Ton, der am Ende des Fidelio alle Dramatik aufhebt, kennzeichnet auch die vorliegenden Aufnahmen der Sinfonien Nr. 2, 3 und 7, die Böhm 1973 und 1978 mit dem Sinfonieorchester des Bayerischen Rundfunks einspielte. Sie entstanden nach der Gesamteinspielung zum Beethoven-Jahr 1970, sind also Böhms jüngste Aufnahmen von Beethoven-Sinfonien. Sie überzeugen durch ihre Gelassenheit und Frische, durch den in allen Stimmen sorgfältig modellierten Klang. Beethovensche Kontrastwirkungen werden nicht unterschlagen, sondern kraftvoll aufgefangen. Zugleich zeigt sich Böhms am Musiktheater geschultes Gespür für dramaturgischen Aufbau des Ganzen, das für Lebendigkeit und Schwung der Interpretationen einsteht: Beethovensche Drastik, ins Klassische gewendet.
Die erste Böhm-Veröffentlichung bei audite im April 2007 setzte eine Diskussion über die Rolle Böhms in der Nazi-Diktatur in Gang. Ein Diskussionsforum über diese Thematik finden Sie auf den Seiten von klassik.com: Folgen Sie diesem Link und Sie gelangen direkt zum audite-Forum mit dem Titel 'Diskussion über die Rolle Karl Böhms in der Nazi-Diktatur' mit Texten von Rémy Louis und Friedrich Sprondel.
'Dieser Beethoven ist einmalig! Dabei wird einem wieder auf Anhieb so richtig bewusst, was eigentlich Beethoven ist und wie seine Musik klingen soll. Wohl dosiert, unkapriziös, aber urgewaltig in Kraft und Aussage. Eine Doppel-CD, die ohne Wenn und Aber das Prädikat 'besonders wertvoll' verdient.' (Pizzicato)
Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks
Karl Böhm, Dirigent
Karl Böhm
wurde am 28. August 1894 in Graz geboren. Sein Vater war Rechtsanwalt und daher studiert auch der Sohn zunächst Jura (Promotion 1919), wechselte jedoch zur Musik und studierte Klavier und Musiktheorie in Graz, dann am Wiener Konservatorium bei Eusebius Mandyczewski, der zum engen Kreis um Johannes Brahms gehörte. Erste Anstellungen hatten ihn 1917 als Repetitor an der Oper in seiner Heimatstadt arbeiten lassen, 1919 wurde er dort zum 2.Kapellmeister, 1920 zum 1.Kapellmeister ernannt. Um diese Zeit begegnete er zum ersten Mal dem Dirigenten Bruno Walter, der ihn daraufhin 1921 nach München an das dortige Opernhaus holte. Böhm wurde 1927 zum Generalmusikdirektor von Darmstadt ernannt, 1931 ging er in der gleichen Funktion nach Hamburg. Als Dirigent weitgehend Autodidakt, hatte er sich bereits soweit einen Namen gemacht, dass er 1933 zum ersten Mal in Wien dirigieren durfte ("Tristan und Isolde", Wagner). Er wurde in Hamburg zum Professor ernannt und trat 1934 die Nachfolge von Fritz Busch in Dresden an, der vor den Nationalsozialisten ins Ausland geflüchtet war. Während dieser Jahre verwirklichte Böhm mehrere wichtige Uraufführungen wie etwa von Richards Strauss' "Die schweigsame Frau" (1935 ) und "Daphne" (1938).
Im Jahr 1938 wurde Böhm erstmals nach Salzburg eingeladen und dirigierte bei den Festspielen den "Don Giovanni", 1943 übernahm er für ein Jahr die Leitung der Wiener Oper. Nach dem Krieg verstärkte er seine Aktivitäten im Ausland. Er gab 1948 sein Debüt an der Scala, dirigierte außerdem in Paris und ging 1950 für drei Jahre an das Teatro Colón in Buenos Aires. Wieder machte er sich um Erstaufführungen wie etwa die spanische Übersetzung von Alban Bergs "Wozzeck" oder auch die Premiere von Gottfried von Einems "Der Prozess" verdient. Böhm kehrte 1954 an die inzwischen wiederaufgebaute Wiener Staatsoper zurück und brillierte 1957 mit dem "Don Giovannni" an der Met. Im Jahr 1962 wurde er nach Bayreuth eingeladen, stellte sich dort als Interpret von "Tristan und Isolde" vor und blieb dem Grünen Hügel bis 1970 regelmäßig verbunden, unter anderem mit dem Dirigat von Wieland Wagners letzter Inszenierung des "Rings" (1965-67).
Während der sechziger Jahre gehörte Böhm weltweit zu den gefragtesten Dirigenten. Er leitete den "Fidelio" in Tokio (1965), gab Gastspiele in Moskau, war vor allem als sensibler und perfektionistischer Interpret der Werke von Mozart, Strauss und Wagner bekannt, widmete sich aber außerdem auch intensiv Beethoven und Bruckner. Er dirigierte zahlreiche renommierte Ensembles, behielt aber vor allem zu den Wiener Philharmonikern ein besonderes Verhältnis, mit denen er rund 450 Konzerte und zahlreiche Opernabende, Schallplatten- und auch Filmaufnahmen verwirklichte. 1967 wurde er zum "Ehrendirigenten" des Orchesters ernannt. Zu seinen Alterswerken zählte unter anderem eine vollständige Einspielung der Symphonien von Mozart, die er 1974 verwirklichte. Zu den zahlreichen Preisen, die Karl Böhm während seiner rund sechs Jahrzehnte währenden Laufbahn erhielt, gehörte zweimal ein Grammy Award, zunächst 1965 für die Einspielung von Alban Bergs "Wozzeck" (Best Opera Recording) mit Dietrich Fischer-Dieskau, Evelyn Lear und Fritz Wunderlich (ein Werk, um das er sich sein Leben lang ausgiebig gekümmert hat), dann 1976 als "Best Recording for Children" für seine Version von Prokofieffs "Peter und der Wolf".
Karl Böhm war ein Maestro am Dirigentenpult, der mit unerbittlicher Strenge und Disziplin sich an die Erarbeitung eines Werkes machte, es aber dann mit einer Hingabe und Einfühlsamkeit dirigierte, die seine eigene Persönlichkeit hinter das Wirken der Musik zurückstellte. Er stand bis ins hohe Alter am Pult und starb am 14.August 1981 im Alter von 87 Jahren in Salzburg während der Proben zu Richard Strauss' "Elektra". Sein Sohn Karl-Heinz Böhm machte in der Nachkriegszeit Karriere als Schauspieler.
Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks
Schon bald nach seiner Gründung 1949 durch Eugen Jochum entwickelte sich das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks zu einem international hochgeschätzten Orchester, dessen Ruhm sich nicht zuletzt durch die intensive Reisetätigkeit schnell verbreitete. Den verschiedenen programmatischen Schwerpunkten der bisherigen Chefdirigenten sowie der großen Flexibilität und Stilsicherheit jedes einzelnen Musikers verdankt das Orchester sein außergewöhnlich breit gefächertes Repertoire und sein beeindruckendes Klangspektrum.
Besonders die Pflege der neuen Musik hat beim Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks lange Tradition, gehören die Auftritte im Rahmen der 1945 von Karl Amadeus Hartmann gegründeten musica viva doch von Beginn an zu den zentralen Aufgaben. Hier erlebte das Münchner Publikum legendäre Aufführungen zeitgenössischer Werke, bei denen die Komponisten meist selbst am Pult des Orchesters standen, so etwa Igor Strawinsky, Darius Milhaud, Paul Hindemith, Pierre Boulez sowie in jüngerer Zeit Hans Werner Henze, Karlheinz Stockhausen, Mauricio Kagel, Luciano Berio Peter Eötvös, Helmut Lachenmann, Wolfgang Rihm und Jörg Widmann.
Als einziges deutsches Orchester hat das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks viele Jahre lang mit Leonard Bernstein zusammengearbeitet, dessen Einspielung von Wagners „Tristan und Isolde“ noch heute Maßstab setzend ist. Überhaupt haben viele renommierte Gastdirigenten, wie Clemens Krauss, Erich und Carlos Kleiber, Charles Münch, Ferenc Fricsay, Otto Klemperer, Karl Böhm, Günter Wand, Sir Georg Solti, Carlo Maria Giulini, Kurt Sanderling und Wolfgang Sawallisch das Symphonieorchester in der Vergangenheit nachhaltig geprägt. Heute sind Riccardo Muti, Bernard Haitink, Sir Simon Rattle, Esa-Pekka Salonen, Franz Welser-Möst, Daniel Harding,Kent Nagano, Andris Nelsons und Yannick Nézet-Séguin wichtige Partner, die häufig in München am Pult stehen. Seit einigen Jahren verfolgt das Symphonieorchester neue Ansätze in der Interpretation Alter Musik und arbeitet regelmäßig mit Experten der Historischen Aufführungspraxis wie Sir John Eliot Gardiner, Giovanni Antonini und Thomas Hengelbrock zusammen.
Neben zahlreichen Auftritten in München sowie in anderen Städten des Sendegebiets sind ausgedehnte Konzertreisen heute wichtiger Bestandteil des Orchesteralltags. Tourneen führen das Orchester in nahezu alle bedeutenden Musikzentren europäischer Länder, Asiens sowie Nord- und Südamerikas. Dabei gastiert es regelmäßig in der New Yorker Carnegie Hall und in den bedeutenden japanischen Musikzentren. Seit 2004 ist das Symphonieorchester zudem Orchestra in Residence bei den Osterfestspielen des Lucerne Festivals.
Ein weiterer Aufgabenschwerpunkt ist die Förderung des musikalischen Nachwuchses. Im Rahmen des Internationalen Musikwettbewerbs der ARD begleitet das Symphonieorchester seit 1952 junge Musiker sowohl in den Finalrunden als auch im symphonischen Schlusskonzert der Preisträger. Im Oktober 2001 begann die Akademie des Symphonieorchesters ihre wertvolle pädagogische Arbeit, indem sie angehende Orchestermusiker auf ihren späteren Beruf vorbereitet und damit eine wichtige Brücke zwischen Ausbildung und professioneller Orchesterlaufbahn schlägt. Außerdem engagiert sich das Symphonieorchester im Rahmen seines Jugendförderprogramms mit zahlreichen Aktivitäten dafür, dass Klassische Musik auch einer jüngeren Generation wieder nähergebracht wird.
Die Geschichte des Symphonieorchesters verbindet sich auf das Engste mit den Namen der bisherigen Chefdirigenten, die immer zugleich auch Chefdirigent des Chores des Bayerischen Rundfunks sind.
Eugen Jochum, der als erster Chefdirigent das Orchester aus Spitzenmusikern aufgebaut hat, begründete den weltweiten Ruf des Orchesters durch erste Auslandstourneen. Ihm verdankte das Münchner Publikum unvergleichliche Interpretationen der Symphonien Anton Bruckners und der Werke der Wiener Klassik. Außerdem hat sich Eugen Jochum in besonderem Maß der geistlichen Musik angenommen, ist aber auch bei der musica viva regelmäßig am Pult gestanden.
Rafael Kubelík, der das Orchester 18 Jahre lang leitete und ihm darüber hinaus noch bis 1985 als ständiger Gastdirigent verbunden blieb, erweiterte das Repertoire um Werke slawischer Komponisten, so von Smetana, Janáček und Dvořák, setzte sich bevorzugt für Komponisten des 20. Jahrhunderts wie z. B. Karl Amadeus Hartmann ein und dirigierte den ersten Mahler-Zyklus mit einem deutschen Orchester, der auf Schallplatte aufgenommen wurde.
Als der bereits designierte Nachfolger Kyrill Kondraschin überraschend in Amsterdam starb, fand das Orchester in Sir Colin Davis einen neuen Chef – einen anerkannten Berlioz-Spezialisten, der sich zugleich als exzellenter Anwalt der Wiener Klassik sowie der Werke englischer Komponisten, insbesondere von Edward Elgar, Michael Tippett und Ralph Vaughan Williams, präsentierte.
Als Chefdirigent verlangte Lorin Maazel von den Musikern des Symphonieorchesters höchste technische Präzision und hob damit das Orchester nochmals auf eine neue Stufe musikalischer Perfektion und Brillanz. Programmatische Akzente setzte er durch die zyklische Aufführung der symphonischen Werke von Beethoven (1995 und 2000), Brahms (1998), Bruckner (1999) und Schubert (2001). Mit dem Mahler-Zyklus 2002 verabschiedete er sich von seinem Orchester.
Ein neuer und für beide Seiten äußerst glücklicher Abschnitt in der Geschichte des Symphonieorchesters hat im Oktober 2003 begonnen, als Mariss Jansons, der gemeinsame Wunschkandidat aller Musiker, sein Amt als neuer Chefdirigent von Symphonieorchester und Chor des Bayerischen Rundfunks antrat. Innerhalb kürzester Zeit ist es ihm gelungen, eine Atmosphäre höchsten künstlerischen Anspruchs und enger emotionaler Verbundenheit zu schaffen.
Mit zahlreichen CD-Veröffentlichungen, etwa einer Reihe von Live-Mitschnitten der Münchner Konzerte, führt Mariss Jansons die umfangreiche Diskographie des Orchesters fort. Zur Komplettierung seines Schostakowitsch-Zyklus trug das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks die Symphonien Nr. 2, 3, 4, 12, 13 und 14 bei. Die Aufnahme der 13. Symphonie erhielt GRAMMY in der Kategorie Beste Orchesterdarbietung. Die Gesamteinspielung wurde mit dem Jahrespreis 2006 der deutschen Schallplattenkritik ausgezeichnet. Seit 2009 veröffentlicht das Symphonieorchester herausragende Konzertmitschnitte ebenso wie ausgesuchte historische Aufnahmen beim neu gegründeten Label des Bayerischen Rundfunks: BR-KLASSIK.
2008 kam das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks beim Orchesterranking der britischen Fachzeitschrift „Gramophone“, für das international renommierte Musikkritiker nach „The world’s greatest orchestras“ befragt wurden, auf Platz sechs. Damit ist es das einzige Rundfunkorchester, das es unter die besten 20 Orchester der Welt geschafft hat. Das japanische Musikmagazin „Mostly Classic“ wählte das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks bei seiner Umfrage in 2010 auf den 4. Platz.
Im August 2013 wurde die Aufnahme der 9. Symphonie von Antonín Dvořák „Aus der Neuen Welt“ mit dem Preis der Deutschen Schallplattenkritik ausgezeichnet. Die Einspielung der 9. Symphonie von Gustav Mahler, dirigiert von Bernard Haitink, erhielt im gleichen Monat den ECHO Klassik.
Dieses Album enthält kein Booklet