Biographie Leila Schayegh, Musica Fiorita, Daniela Dolci


Leila Schayegh
Von der Karriere im klassischen Geigenfach hielt Leila Schayegh nur eines ab: die Alte Musik. Kaum hat sie 1999 ihr Studium mit Auszeichnung an der Musikakademie der Stadt Basel bei Raphaël Oleg absolviert, zieht es sie 2002 zu Chiara Banchini an die Schola Cantorum Basiliensis, die sie 2005 mit summa cum laude abschließt.

Seitdem hat sich Leila Schayegh an die Spitze der Alten Musikszene gespielt. Als Solistin und Kammermusikerin ist sie regelmässig auf den wichtigen Bühnen der Alten Musikszene zu hören, zuletzt in Utrecht, Bremen, Versailles, Warschau, Mailand oder der MDR Musiksommer. Als Solistin und für Workshops ist sie auch bei modernen Orchestern zu Gast, in Heidelberg, Karlsruhe und beim Staatsorchester Schwerin.

Eine enge musikalische Zusammenarbeit verbindet Leila Schayegh mit dem Cembalisten, Organisten und Dirigenten Jörg Halubek. Ein weiterer langjähriger Partner ist der Dirigent und Cembalist Vaclav Luks. Nach der Aufnahme von Benda Violinsonaten (2011) spielen sie 2017 mit dem Collegium 1704 Violinkonzerte von Myslivecek ein. Seit 2008 ist sie zudem Konzertmeisterin des Ensembles Gli Angéli Genève unter Stephan MacLeod und hat als solche fast alle Kantaten von J.S. Bach aufgeführt. Heute erweitert Leila Schayegh ihr Repertoire in Richtung Klassik und Romantik. 2017 nimmt sie für das Label Glossa mit Jan Schultsz zusammen die Violinsonaten von Johannes Brahms auf.

Zweimal in Folge wurden ihre Aufnahmen mit dem Diapason de l’année ausgezeichnet (Caldara Triosonaten mit Amandine Beyer 2015, Bach obligate Sonaten mit Jörg Halubek 2016). Zu den weiteren Auszeichnungen zählen der Diapason d’Or, der Editor’s Choice von Grammophone sowie die Bestenliste des Deutschen Schallplattenpreises.

Ihre Kenntnisse und Erfahrung gibt sie seit 2010 als Dozentin an der Schola Cantorum Basiliensis weiter, wo sie als Nachfolgerin von Chiara Banchini eine Klasse für Violine in alter Mensur leitet und ihre Erfahrung an eine jüngere Generation weitergibt: eine grosse Expressivität basierend auf einer umfassenden Kenntnis der historischen Quellenlage.

Musica Fiorita
Seit über 25 Jahren bringt das Ensemble MUSICA FIORITA unter der Leitung von Daniela Dolci Werke der Spätrenaissance und des Barock auf die Bühne. Das Ensemble reflektiert den neuesten Stand historischer Aufführungspraxis und ist einerseits der Werktreue, andererseits der Lebendigkeit verpflichtet.

Repertoire, Instrumentarium und Generalbasspraxis von MUSICA FIORITA berücksichtigen die aktuellsten Strömungen in der Alten Musik. Die Klangfarben des in jener Zeit beliebtesten Instruments, des Cornetto (Zink), eine vielfältig besetzte Generalbassgruppe (Laute, Theorbe, Viola da Gamba, Psalterio, Cembalo und Orgel) sowie die stilgerechte, reich verzierte Art des Gesangs charakterisieren das Klangbild des Ensembles MUSICA FIORITA (der altitalienische Ausdruck für Verzierung war fioritura!). Mit instrumentaler und vokaler Virtuosität und einer improvisatorisch wirkenden Interpretation kommt MUSICA FIORITA einer Spielweise nahe, die man „erfrischend authentisch“ nennen könnte. In ihren historischen Kontext eingebettet, entwickeln sich auch jahrhundertelang vergessene Partituren zu fühlbarer Lebensnähe. Darüber hinaus ermöglicht MUSICA FIORITA den Nachvollzug des ganzen Spektrums leidenschaftlicher Affekte – dies ganz im Sinne des Barockzeitalters – und ist damit heute aktueller denn je.

In der ausgewogenen Mischung vokaler und instrumentaler Musik und im Kontrast zwischen geistlichen und weltlichen Werken verwirklicht MUSICA FIORITA in ihren Konzertprogrammen das abwechslungsreiche Konzept des Früh- und Hochbarock. Die Aufführungen ausgewählter Kammermusik wird – wie einst – als gesellschaftliches Ereignis inszeniert; die Kirchenmusik lebt dagegen von Einfachheit, Poesie und Tiefe.

Die Besonderheit dieses Ensembles besteht darin, dass seine Mitglieder zwar aus vielen Teilen der Welt stammen, dass sie jedoch alle dasselbe Klangbild anstreben und dieselbe „musikalische Sprache“ sprechen dank ihres Studiums an der Schola Cantorum Basiliensis, dem „Lehr- und Forschungsinstitut für Alte Musik“ an der Musik-Akademie der Stadt Basel, das nicht nur die künstlerische Kompetenz seiner Absolventen geprägt hat, sondern auch ihre Lust am Forschen, Suchen, Neues Entdecken, an Horizonterweiterung und Weiterentwicklung. Sowohl hinsichtlich der Konsensfindung – bei aller Vielfalt –, als auch bezüglich Repertoire, Instrumentarium und historischer Musizierpraxis ist das Ensemble MUSICA FIORITA darauf ausgerichtet, Brücken zu schlagen und die Alte Musik in aktuelle Zusammenhänge zu stellen.

Für unser treues Konzertpublikum und insbesondere für unsere Vereinsmitglieder veranstalten wir seit vielen Jahren eine eigene Konzertreihe mit dem Ziel, neu entdeckte Alte Musik in den passenden historischen Räumlichkeiten in Basel und der Region erklingen zu lassen. Doch auch international ist das Ensemble MUSICA FIORITA tätig, unter anderem indem wir Werke von Schweizer Barockkomponisten im Ausland aufführen. Dank reger Konzerttätigkeit und pädagogischer Arbeit in vielen Teilen der Welt (siehe unten) sowie enger Zusammenarbeit mit diversen musikwissenschaftlichen Institutionen und Bibliotheken konnte ein Kontaktnetzwerk geknüpft werden, wodurch uns auch jetzt wieder mehrere Projekteinladungen für die kommenden Jahre erreicht haben, beispielsweise für das Jahr 2016 eine Opernproduktion in Südamerika (in Zusammenarbeit mit der Universidad Central de Bogotá, Kolumbien) und für das Jahr 2018 eine weitere Opernproduktion für die Wiedereröffnung des Markgräflichen Opernhauses in Bayreuth (UNESCO-Weltkulturerbe).

Daniela Dolci
Die Cembalistin und Leiterin des Ensembles Musica Fiorita, Daniela Dolci (geboren in Sizilien), studierte Alte Musik mit Hauptfach Historische Tasteninstrumente an der Schola Cantorum Basiliensis in Basel. In der Folge arbeitete sie im Sinne eines Fortbildungsstudiums mit Gustav Leonhardt in Amsterdam. Schwerpunkt ihres Interesses ist, inspiriert durch die Arbeit mit Jesper B. Christensen, die originale Generalbasspraxis nach Quellen des 17. und 18. Jahrhunderts.

DDIhre mannigfaltige Tätigkeit umfasst Konzerte, Operaufführungen, Fernseh- und Rundfunk-Aufnahmen mit ihrem und mit anderen Ensembles (René Jacobs – Bachtage Berlin, H.M. Linde – Moskauer Kammermusikfestival; mit ihrem Ensemble Musica Fiorita in Tallin und Riga, St. Petersburg, Oude Muzijk Utrecht; Händel Musikfestspiele in Göttingen, Tage der Alten Musik Herne, Innsbrucker Festwochen der Alten Musik; Tourneen in Japan, Polen, Italien, Deutschland, Argentinien, Bolivien, Uruguay; Tanzprojekte in Zusammenarbeit mit Barock-Tanz Gruppen; Musikwissenschaftliche Symposien u.a.m.). Verfügbar sind CD-Einspielungen mit den Ensembles Dulzainas und Concerto di Viole sowie mit Ivan Monighetti.

Den pädagogischen Aspekt gewichtet Daniela Dolci gleichermassen. Sie hält Vorträge über Komponistinnen und die Aufführungspraxis in der Alten Musik und gibt Generalbass- und Ensemble-Meisterkurse – in Leipzig, Riga, Moskau, St.Petersburg, Puerto Madryn und Mendoza (Argentinien), Santa Cruz (Bolivien), Universität von Potenza, Matera und Bologna. Inzwischen dirigiert sie auch moderne Formationen, die ihre Kenntnisse der Alten Musik vertiefen wollen.

Im Jahre 2006 erhielt sie eine Würdigung als Friedensbotschafterin durch die Musik von den Ehrenbürgern Chiquitos, Bolivien. Im Jahre 2008 erhielt sie von der Italienischen Republik die Ehrung des Cavaliere dell’Ordine della Stella della Solidarietà Italiana zur Anerkennung ihrer Bemühungen um die italienische Kultur im Ausland.

2010 erhielt sie den Hans Roth Preis aus Bolivien.

2019 wurde sie für ihre herausragenden Verdienste im Bereich der Alten Musik mit dem yoeurope award der Europäischen Kulturstiftung PRO EUROPA ausgezeichnet.



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