David Philip Hefti
Biographie David Philip Hefti
David Philip Hefti
Trotz der klassisch avantgardistischen Klangsprache geht es Hefti um Expressivität, um einen den Hörer unmittelbar ansprechenden Ausdruck. Er liebt kräftige Kontraste und verschmäht bei Gelegenheit auch die intensive Kantilene nicht. Seine Musik ist der steigernden Verdichtung fähig und kann furiosen Drive entwickeln. (Süddeutsche Zeitung)
David Philip Heftis rund 70 Werke umfassen Orchester-, Vokal- und Kammermusik. Darunter finden sich groß besetzte Orchesterwerke, Solokonzerte, Werke für Kammerorchester, Streichquartette, Solostücke, Liederzyklen sowie zwei Opern. Er arbeitet mit Künstlern wie Viviane Hagner, Christian Poltéra, Hartmut Rohde, Baiba Skride, Jan Vogler und Antje Weithaas, die seine Werke leidenschaftlich aufführen.
Als Dirigent und Komponist arbeitete er mit zahlreichen Orchestern und Ensembles zusammen, darunter das Tonhalle-Orchester Zürich, das Bayerische Staatsorchester, das Sinfonieorchester des Bayerischen Rundfunks, das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin, das Orchestre symphonique de Montréal, die Tokyo Sinfonietta, das Ensemble Modern, das Amaryllis Quartett und das Leipziger Streichquartett. Seine Orchesterwerke wurden u. a. von den Dirigenten Peter Eötvös, Cornelius Meister, Kent Nagano, Jonathan Nott, Michael Sanderling, Mario Venzago und David Zinman aufgeführt. Einladungen brachten ihn zu Musikfestivals wie Wien Modern, Beijing Modern, Ultraschall Berlin, Lucerne Festival, Gstaad Menuhin Festival, Schleswig-Holstein Musikfestival, Heidelberger Frühling, Festival Pablo Casals in Prades, Dvorak-Festival in Prag und Suntory-Festival in Tokio.
Im Mai 2017 feierte seine erste Oper Annas Maske unter der Leitung von Otto Tausk Uraufführung am Theater St. Gallen. Im Zentrum steht die wahre Geschichte der Schweizer Sängerin Anna Sutter, deren Leben sich auf tragische Weise mit dem Schicksal ihrer Paraderolle Carmen verband, als ihr ehemaliger Geliebter, der Dirigent Aloys Obrist, sie 1910 in Stuttgart ermordete. David Philip Heftis Tonsprache, die sich durch Transparenz, kammermusikalische Intensität und dichte Dramaturgie auszeichnet, manifestiert sich auch in seiner ersten Opernarbeit. Leuchtende Ekstase – und das ist die Pointe dabei – bedeutet dennoch keinen Verrat an Heftis ästhetischer Haltung, die sonst fragile, aus pointillistischen Klangtropfen gerinnende Akkordgebilde bevorzugt. (Neue Zürcher Zeitung)
Zum 150-jährigen Jubiläum der Tonhalle-Gesellschaft Zürich komponierte er anschließend sein zweites Musiktheaterstück Die Schneekönigin nach dem gleichnamigen Märchen von Hans Christian Andersen. Die Uraufführung dieser musikalischen Erzählung für die ganze Familie fand im November 2018 in der Tonhalle Maag in Zürich in einer halbszenischen Aufführung statt. Die Titelpartie übernahm Sopranistin Mojca Erdmann, am Pult des Tonhalle-Orchesters Zürich stand David Philip Hefti selbst. Die Kälte der Schneekönigin tönt vielgestaltig. Da sind Weingläser, mit Wasser gefüllt: Ihr Klang erscheint so klar und transparent wie gefrorene Kristalle. Frostig und kühl wirken auch die seriellen Techniken, die stets das Erscheinen der Eisigen begleiten – akademische Rechenspiele, die zu leblosen Formeln erstarren. Im scharfen Gegensatz dazu vereinen sich Mikrointervalle und Obertöne zu schillernden Naturharmonien, die eine ungekünstelte, echte Wärme heraufbeschwören. (Neue Zürcher Zeitung)
2020 vollendete Hefti seinen vierteiligen Zyklus Nachtwachen, der von den römischen Vigilien ausgeht. Nach Prima nocte mit dem Orchestre de Chambre de Lausanne unter Kazuki Yamada und dem Streichquartett Concubia nocte im Rahmen des Kammermusikfestivals „Zwischentöne“ mit dem Merel Quartett 2018, war Media nox für Flöte und Orchester 2019 mit der Deutschen Radiophilharmonie und Tatjana Ruhland unter Jamie Phillips beim Heidelberger Frühling zu erleben und wurde außerdem auf CD aufgenommen. Im Januar 2021 folgt die Uraufführung seines Bläserquintetts Gallicinium im Rahmen der Bläserserenaden Zürich. David Philip Hefti lässt in seinem Zyklus Klänge um die Themenfelder Dämmerung, Nacht, Traum und Schlaflosigkeit kreisen und erzeugt statische, bewegte und changierende Klangflächen, die Rhythmik und Melodik in den Hintergrund drängen. Zu hören ist eine mikrotonale Musik. Beeindruckend war insbesondere die Vielfalt der Klangfarbenkombinationen, die bis ins Geräuschhafte gingen, die eine geheimnisvolle Spannung erzeugten und mannigfaltige Bilder von Lebendigem wie Wald im Morgengrauen, Insektenschwärme, Nebellandschaften erzeugten. (Rhein-Neckar-Zeitung über „Media nox“)
Aktuell arbeitet Hefti am letzten Werk seines vierteiligen Zyklus’ Beziehungsweisen für Orchester. Nach erfolgreichen Uraufführungen der ersten beiden Stücke Adagio durch das Orchestre symphonique de Montréal unter Kent Nagano und Con moto mit den Bamberger Symphonikern unter Jonathan Nott (beide 2014), folgte im März 2016 sein drittes Stück Arioso, das er am Nationaltheater Mannheim selbst dirigierte. Heftis Konzert für zwei Trompeten und Orchester mit den Solisten Immanuel Richter und Huw Morgan, dem Sinfonieorchester Basel und Dirigent Ivor Bolton wird den Zyklus im Juni 2021 beschliessen. Alle vier Werke sind als atmosphärische Brücken zu monumentalen Kompositionen entstanden. Sie zeichnen sich durch Zitate von Wagner, Liszt, Berlioz, Strauss, Brahms und Mahler sowie durch Eigenzitate aus, die auf struktureller Ebene in die Stücke einfliessen und deshalb vom Ohr kaum wahrgenommen werden können. Dennoch entsteht so ein Beziehungsgeflecht, das ständig im Hintergrund präsent ist. Obwohl die Orchesterwerke strukturbildend Bezug auf ihre Vorbilder nehmen, sind sie auch aus ihrem Kontext losgelöst und als eigenständige Kompositionen aufführbar. Als moderner Klangmagier arbeitet der Zürcher Komponist auch mit Mikrointervallen und mit einer packenden Dramaturgie. (Der Landbote über „Adagio“) Der Klang ist beweglich, er überrascht und hat alle Facetten, die zeitgenössische Musik für grosses Orchester braucht. (Mannheimer Morgen über „Arioso“)
2021 stehen außerdem weitere Uraufführungen auf dem Programm: das Bratschenkonzert Cantabile mit Solist Jürg Dähler und dem Orchester Musikkollegium Winterthur im Januar, das Hefti selbst dirigieren wird, sowie das Bläserquartett Mormorando für die Swiss Chamber Concerts im April. Darüber hinaus werden im März seine Bearbeitung von Mahlers Rückert-Liedern mit der Sopranistin Juliane Banse und sein 6. Streichquartett mit dem Amaryllis-Quartett in der Hamburger Elbphilharmonie uraufgeführt. Die vier Sätze des Streichquartetts erklingen dabei im Wechsel mit den Rückert-Liedern. In der Spielzeit 2020/21 ist David Philip Hefti Composer-in-residence bei der Camerata Bern. Den künstlerischen Höhepunkt bildet dabei die Uraufführung seines Doppelkonzerts für Geige, Klarinette und Streichorchester im Juni 2021 mit Patricia Kopatchinskaja und Reto Bieri.
2013 erhielt David Philip Hefti den Komponisten-Preis der Ernst von Siemens Musikstiftung und 2015 den Hindemith-Preis des Schleswig-Holstein Musik Festivals. Ausserdem gewann er die Kompositions-Wettbewerbe Pablo Casals in Prades, George Enescu in Bukarest und den Gustav-Mahler Wettbewerb. Seine Kompositionen werden bei Edition Kunzelmann und Edition C. F. Peters verlegt und erscheinen als CD-Aufnahmen bei verschiedenen Labels. Als Reaktion auf seine CD Changements wurde er von der Neuen Zürcher Zeitung für seine „ausgezeichnete Beherrschung des Orchesterapparates“ als Komponist und Dirigent gelobt.
David Philip Hefti wurde 1975 in der Schweiz geboren. An den Musikhochschulen in Zürich und Karlsruhe studierte er Komposition, Dirigieren, Klarinette und Kammermusik u. a. bei Cristóbal Halffter, Rudolf Kelterborn, Wolfgang Meyer, Wolfgang Rihm und Elmar Schmid. Er arbeitet als Komponist und Dirigent und lebt mit seiner Familie bei Basel.