Biographie Jóhann Jóhannsson


Jóhann Jóhannsson
Er ist ein preisgekrönter zeitgenössischer Komponist, Musiker und Produzent. Jóhann Jóhannsson, 1969 in Island geboren, verbindet in seiner Arbeit elektronische Klänge mit klassischer Orchestrierung. Sein Werk ist gekennzeichnet durch Einflüsse von Barockmusik, Minimalismus, Drone und elektroakustischer Musik – und findet international Anerkennung. Sein neuester Soundtrack für den Thriller Sicario des Regisseurs Denis Villeneuve wurde nominiert für den Oscar®, BAFTA und Critic's Choice als beste Originalkomposition. 2015 erhielt Jóhannsson den Golden Globe für seine Musik zu Die Entdeckung der Unendlichkeit, James Marshs Filmbiografie über das Leben des Physikers Stephen Hawking, sowie Nominierungen für den Oscar, BAFTA, Grammy und Critic's Choice.

Mit elf Jahren bekam Jóhannsson seinen ersten Klavier- und Posaunenunterricht in seiner Heimatstadt Reykjavík. Doch noch in der Oberschule gab er die formale Musikausbildung auf. Zu eng schienen ihm die Grenzen des Studienfachs Musik. Nach einem Literatur- und Sprachstudium an der Universität schrieb er zehn Jahre lang Musik für Indie-Rock-Bands, in denen er auch spielte. Er nutzte dröhnend übersteuerte und Feedback verstärkte Gitarrenklänge, um Stücke zu komponieren und komplexe, mehrschichtige Klangwelten zu gestalten. Durch die digitale Manipulation akustischer Instrumente schuf Jóhannsson eine Musik, die akustische und elektronische Klänge zu etwas ganz Individuellem und Neuem verband.

Sein erstes Album, Englabörn, erschien 2002 beim britischen Label Touch. Es zeigt vielerlei Einflüsse von Erik Satie, Bernard Herrmann, Purcell und Moondog bis zu elektronischer Musik, wie sie von Labels wie Mille Plateaux und Mego veröffentlicht wurde. Zu seinen späteren Arbeiten gehören Virðulegu Forsetar (2004) für Blechbläser, elektronische Drones und Schlagzeug sowie die Orchester-Alben Fordlândia (2008) und IBM 1401 – A User's Manual (2006). Letzteres war inspiriert von den Tönen der elektromagnetischen Prozesse der ersten, bahnbrechenden IBM-Großrechner. 2010 arbeitete Jóhannsson mit dem Avantgarde-Filmemacher Bill Morrison an The Miners' Hymns, einer lyrischen und nachdenklichen Betrachtung über die verlorene industrielle Vergangenheit Großbritanniens und das Erbe der Bergbau-Reviere im Nordosten Englands. Die Filmmusik, die als konzertante Aufführung konzipiert ist und auch als Album erschien, verbindet Blechbläser, Orgel und Elektronik.

Außer seinen Soundtracks für Hollywood schuf Jóhannsson auch die Musik für eine Reihe erfolgreicher anderer Filme und Dokumentationen wie Lou Yes Mystery, János Szász' Tagebuch einer Verrückten und Max Kestners Träume in Kopenhagen. Im letzten Jahr vollendete er seinen ersten Kurzfilm als Regisseur, Ende des Sommers (2015). Der Film ist eine langsame, hypnotische Reise durch die herben Landschaften der entlegenen Insel Südgeorgien und der antarktischen Halbinsel, wobei die Bilder von einem eindringlichen Soundtrack begleitet werden. Als Komponist von Orchester-, Kammer- und Bühnenmusik hat er unter anderem Werke für das Winnipeg Symphony Orchestra, Bang on a Can, Theatre of Voices, Det Norske Teater und das isländische National­theater geschrieben.

Jóhann Jóhannsson, der zurzeit an einem großen neuen audiovisuellen Werk arbeitet, wird demnächst mit seinem ersten Studio-Album seit sechs Jahren sein Debüt bei Deutsche Grammophon geben. Orphée, das im September 2016 erscheint, ist von unterschiedlichen Interpretationen des Orpheus-Mythos inspiriert und arbeitet mit einer großen Klangpalette – akustische Instrumente und Elektronik –, um die Grenzen zwischen Dunkelheit und Licht zu erkunden. Es handelt von Unbeständigkeit, Erinnerung und dem ungreifbaren Wesen der Schönheit und feiert schließlich die Kunst und ihre Kraft der Erneuerung.

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