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Wælder
Die Electronica von WÆLDER aus Berlin und Wien oszilliert zwischen Ambient, Post-Dubstep und Pop, sie schrammt an weirdem Folk und LoFi und klingt dabei so organisch, dass man sie atmen hören kann. Ihre Beats und Synthies bauen Landschaften aus schroffen Felsen und moosigem Grund, auf denen es wimmelt und kriecht – feuchtwarm, magisch, eigenartig und harmonisch wie das Leben selbst. Obskure Samples, Stimmen, field recordings, genauso wie zahllose Instrumente…
WÆLDER arbeiten an unterschiedlichen Orten. Zu unterschiedlichen Zeiten. Dennoch sind sie eine Band. WÆLDER sind Jan Preißler aus Berlin an Gitarre, Bass, Mandoline, Klavier, Dudelsack und Gesang und Moritz Nahold aus Wien, klassisch ausgebildet an Cello, Saxophon und Schlagzeug, hier jedoch für Synthesizer, Beats, Soundscapes und noise verantwortlich. Dass ihr Albumdebüt „Anachronie“ ein derart mühelos fließendes Hörerlebnis ist, ist sicher auch der ausgeprägten Musikalität der beiden zu verdanken. Sie sind 22 und 24 Jahre alt, spielten und spielen in Orchestern, Jazz Ensembles, Stoner Rock- und Punkbands und arbeiten neben WÆLDER auch als als Theater- oder Filmmusiker.
Die Vocals auf „Anachronie“ sind zerstückelt, gepitcht, geschichtet und geloopt, soweit dass ihnen Wortbedeutungen, Sprachfluss und sogar Geschlechtszuordnung entzogen sind. WÆLDER setzen sie neu zusammen bis androgyn-elektroide Geisterbeschwörungen daraus werden, die entfernt an tibetanische Mantras oder schamanische Heilgesänge erinnern – sanft verstörend, hypnotisch und weich wie ein weiteres Instrument in die Musik gebettet. Die Vocals tun jedoch auch etwas anderes: sie transformieren den Post-Dubstep von WÆLDER in elektroide Popsongs.
„Anachronie“, der Titel ihres Debütalbums, beschreibt das Erzählen von Geschichten durch die Auflösung chronologischer Abläufe. Dem Betrachter, Leser oder – in diesem Fall – Hörer werden Details vorenthalten, manchmal auch vorgezogen. Wahrnehmung wird strukturiert, gefiltert, gestört oder verfremdet. Es ist eine sehr schöne Beschreibung der Arbeitsweise der Band WÆLDER.
„Unsere Songs“, sagt Jan Preißler, „haben keine erzählerische Funktion. Die Interpretation soll beim Hörer entstehen. Selbst für uns beide haben sie unterschiedliche Wirkungen und Interpretationsräume.“ Jan assoziert die Lieder gern mit Farben, wie das entsprechend betitelte „gruen“. Andere evozieren Zustände wie Schlaflosigkeit oder Depression. „bruxelles“ samplet die Atemgeräusche eines im Tourbus schlafenen Bandkollegen. „maoi“, die Bezeichnung des ersten kommerziell vermarkteten Antidepressivums, beschwört nervöse Angstzustände in seinen krawalligen Beats zwischen zart-brüchigen Beruhigungsphasen. Auch extrem tanzbare Stücke wie „381“ und „fabel“ sind nie konventionell arrangiert oder überproduziert, sondern bleiben luftig und sonderbar verwachsen.
Die Klänge und Melodien von WÆLDER sind catchy aber kauzig und bewegen sich, genau wie der Gesang, immer entlang der Grenzen zwischen Realität und Traumzustand, zwischen Wissenschaft und Geisterbeschwörung.